von Cordula Spangenberg

Julius Angerhausen: „Kleiner Bischof“ mit großer Weitsicht auf eine glaubwürdige Kirche

Vor 60 Jahren wurde der Priester, dessen Herz für Menschen in Armut schlug, in Essen zum Weihbischof geweiht.

Die Fragen nach Verzicht auf Klerikermacht und nach größerer Partizipation von Laien, die heute im Mittelpunkt des geplanten „synodalen Weges“ der deutschen Kirche stehen, hat der frühere Essener Weihbischof Julius Angerhausen bereits in den Sechziger Jahren verfolgt. Am 12. April vor 60 Jahren wurde Angerhausen in Essen zum Bischof geweiht.

Wofür Angerhausens Herz schlug, ist an seinem Bischofswappen und seinem Wahlspruch abzulesen. Im Wappen finden sich Herz und Kreuz in Anlehnung an den französischen Wüsten-Mönch und „Kleinen Bruder“ Charles de Foucault: Der Wahlspruch „Vocatio mea caritas – Mein Beruf ist die Liebe“ stammt von der heiligen „kleinen“ Therèse von Lisieux. Als erster Leiter des Seelsorgeamtes im neu gegründeten Bistum Essen versuchte Angerhausen, von Priestern zwar begleitete, aber nicht geleitete „apostolische Kerngruppen“ zu gründen, um die gemeinsame Arbeit der kirchlichen Laien aufzuwerten und ihnen mehr Verantwortung zu übertragen. Zudem gehörte Angerhausen als einziger westdeutscher Bischof der während des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründeten internationalen Fraternität der sogenannten „kleinen Bischöfe“ an. Ihr gemeinsames Ziel: eine Kirche der Armen und der Verzicht auf Kirchenvermögen. Die „Katakombenpakt“ genannte Selbstverpflichtungserklärung dieser Bischofsgruppe von 1965, auf Amtsinsignien zu verzichten, sich den Ärmsten der Armen zuzuwenden und die Kirche zur Welt zu öffnen, legte später auf Betreiben von Dom Helder Camara in Lateinamerika den Grundstein für die Befreiungstheologie.

Julius Angerhausen stammte aus dem münsterländischen Warendorf. Nach seiner Priesterweihe am 21. Dezember 1935 durch Bischof Clemens August Graf von Galen in Münster verbrachte er die ersten Jahre als Kaplan in Duisburg. Nach einem Kriegseinsatz als Sanitäter kehrte er als Jugendseelsorger in der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) zunächst nach Duisburg, dann nach Münster zurück. Kurz nach der Gründung des Bistums Essen wurde Angerhausen im Januar 1959 zum Weihbischof ernannt und am 12. April 1959 durch die Bischöfe Franz Hengsbach von Essen, Michael Keller von Münster und Charles Msakila aus Tansania geweiht. Weihbischof Angerhausen baute das Bischöfliche Seelsorgeamt auf, übernahm Verantwortung in verschiedenen diözesanen und internationalen Gremien der Glaubensverbreitung sowie für die Ausländerseelsorge im Bistum Essen und war von 1967 bis 1975 Vorsitzender der Kommission für Weltmission der Deutschen Bischofskonferenz. Am 1. März 1986 wurde Angerhausen emeritiert. Nach seinem Tod am 22. August 1990 wurde er auf dem Kapitelfriedhof im Kreuzgang des Essener Doms beigesetzt – unter einem Zedernbaum, wie er es sich gewünscht hatte.

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